Fakten rund um diesen Artikel:

  1. Runde 13
  2. Der Wiener Sportklub blieb in den letzten drei Heimspielen ohne Gegentreffer.
  3. Der WSK liegt trotzdem nur auf Rang 12 der Heimtabelle.
  4. In der Vorsaison endete das Match in Dornbach mit 1:1.
  5. Die Admira Amateure konnten in der laufenden Saison noch kein Auswärtsspiel gewinnen.
  6. Die Admira Amateure kassierten in den letzten 8 Runden nur eine Niederlage.

Erschienen in den Alszeilen, Stadionzeitung des Wiener Sportklubs, am 26.10.2012

Normalerweise bin ich absolut kein „Schwarzmaler“.  Eher ein durchwegs positiver Mensch, der immer versucht, jeder Situation etwas Gutes abzugewinnen. Aber auch bei mir ist irgendwann der Punkt erreicht, an dem es einfach nicht mehr geht. Dort bin ich nun angekommen. Jeglicher Optimismus, den ich immer versucht habe, auch hier, zu vermitteln ist verflogen. Und das will schon was heißen.

 

Es geht mir nicht darum, dass der Wiener Sportklub von Sieg zu Sieg eilt, oder gar den Aufstieg in die Erste Liga schafft. Absolut nicht! Mir wäre es sogar ehrlich gesagt lieber, wenn wir in der Ostliga bleiben, solange dadurch der Spielbetrieb gesichert ist. Aber selbst das kann uns Fans nicht garantiert werden. Es geht mir um eine realistische Beurteilung der Sache Wiener Sportklub und in hoffentlich naher Zukunft Wiener Sport-Club. Ich will keine Scheinwelt dargestellt bekommen, so wie es die letzten Wochen war. Warum machen wir uns was vor bzw. warum wird uns etwas vorgemacht?

 

Momentan ist ja nicht mal eine Stagnierung zu erkennen, sondern eine eher eine Fahrt in den Untergrund. Auswärtsspiele besuche ich schon seit der Partie in Schwechat, Mitte August, nicht mehr. Ich habe einfach keine Lust mehr und spare mir lieber das Geld für den Eintritt und spende es für diverse Projekte, wie z.B. für die Aktion „Support für Leo“. (Nochmals größte Anerkennung für die Initiierung!). Das war nicht immer so. Auch in Zeiten, wo klar war, dass wir in der Ferne nichts zu holen haben, bin ich immer gerne zu den Auswärtsspielen gefahren. Der Unterschied zu heute ist, dass die Mannschaft damals alles probiert hat und man gesehen hat, dass zur der Zeit einfach nicht mehr drinnen war. Solche Niederlagen akzeptiert man. Auch wenn es eine Niederlagenserie wird, konnte ich damit leben, weil ich wusste, die Dornbacher gaben alles was sie konnten. Meine Kritik richtet sich auch nicht an die Mannschaft, sondern an das Gerüst um das Team. Wie schafft man es, eine Mannschaft, die definitiv potenzial hat, da brauchen wir gar nicht zu diskutieren, derartig unmotiviert auftreten zu lassen? Wie kann es sein, dass stetig von einer Entwicklung gesprochen wird, die aber wirklich niemand, mit dem ich bisher gesprochen habe, sehen kann. Wäre es nicht besser, der Realität ins Auge zu sehen und sich offen eingestehen, dass momentan einfach der sprichwörtliche Wurm drinnen ist. Ich möchte hier gerne zwei Beispiele bringen, die meiner Meinung nach eine adäquate Einschätzung darstellen. Felix Magath hat gestern nach einer erneuten Heimniederlage seiner Elf aus Wolfsburg und dem daraus resultierenden letzten Tabellenplatz gemeint: „Nach einer derartigen Leistung muss man sich jede Kritik gefallen lassen. Diese ist auch zu Recht, denn mit einer derartigen Vorstellung kann niemand zufrieden sein“. Düsseldorf Trainer Norbert Meier nahm zur 0:5 Pleite gegen die Bayern wie folgt Stellung: „Wir haben nicht gedacht, dass wir die Liga revolutionieren. Wir wussten, dass es Rückschläge geben wird. Damit werden wir umgehen müssen.“ 

Genau so ist es eben. Wenn du eine Mannschaft hast, die motiviert ist, die ersten Spiele der Saison tolle Leistungen bringt und dann mal in eine derbe Heimschlappe rutscht, sind das eben Rückschläge die nun mal passieren. Selbst Mannschaften wie Barcelona, Real oder die Bayern, können eine ganze Saison ausschließlich glanzvollen Fußball spielen.

 

Der große Unterschied ist aber der, dass beim WSK die Spiele, die mal besser laufen, die große Ausnahme sind und die schwachen Leistungen die Regel. Das muss man auch entsprechend bewerten. Wie kann man da von Fortschritten sprechen? Oder davon, dass wir auf dem richtigen Weg sind? Wer weiß, vielleicht sieht man die nach jedem Spiel erwähnten Fortschritte nur im Training. Aber auch das würde zeigen, dass etwas nicht stimmt. Was bringt es, im Training gute Leistungen zu zeigen, wenn man diese im eigentlichen Spiel nicht umsetzen kann? Ich denke, dass sowohl die Spieler als auch die Anhängerschaft eine realistische Einschätzung brauchen. Was bringt es eine heile Welt vor zu gaukeln die nicht existiert. Wenn man glaubt, dass eh alles gut wird, wie soll man sich dann verbessern? Ich wage zu behaupten, dass die Stimmung zurzeit nicht so aufgeheizt wäre, wenn von Seiten des Vereins alles offen und ehrlich angesprochen worden wäre.

 

Das ist aber nicht das einzige, das mich wurmt. Seit Monaten herrscht von offizieller Seite quasi Funkstille. Ein simples Beispiel ist die Situation rund um Sertan Günes. In den letzten Wochen kam er nur sporadisch zum Einsatz.

 

Auf der Alszeile hatte ich etliche Gespräche in denen über den Grund spekuliert wurde. Niemand wusste über den wirklichen Anlass Bescheid, bis ich durch Zufall erfahren hatte, dass Sertan noch immer an einer Verletzung laboriert und sogar unter Schmerzmitteln spielen musste. Früher konnte man solche Infos auf der Homepage lesen.

 

Wie sieht es aus Punkto Stadionsanierung oder im Projekt Rückführung? Oder noch schlimmer, warum gibt es nichts zu berichten? Ist es mittlerweile eh schon wurscht? Hat man aufgegeben und warten wir einfach auf den Tag, an dem man dann tatsächlich zusperren muss? Selbst wenn das der Fall wäre, und es wirklich keinen Ausweg mehr für den WSK gibt, dann hat jeder Fan, jedes Mitglied, jeder, der sich nur in irgendeiner Weise für den Sportklub interessiert oder dem der Fußball in Hernals am Herzen liegt, ein Anrecht darauf dies zu erfahren.

 

Ich vermute mal, dass ich mir mit diesem Bericht keine Freunde machen werde. Vielleicht sind es auch meine letzten Schwarz-Weißen G’schichten, die gedruckt werden, falls meine Worte als nicht passend empfunden werden. Aber ich hoffe einmal, dass es nicht so weit kommt. Immerhin geht es in den G’schichten darum, wie ich mein liebstes Hobby, den WSK, erlebe. Momentan ist es eben düster, aber ich hoffe, die Sonne kommt bald wieder raus.

 

Ein zaghaftes „Rock’n’Roll Baby“.

 

Euer

 

Zed Eisler