Fakten rund um diesen Artikel:
Erschienen in den Alszeilen, Stadionzeitung des Wiener Sportklubs, am 01.05.2017
Heute erscheint die 100. Ausgabe der Schwarz-Weißen G’schichten. Unglaublich wie die Zeit vergeht. Nach etwas mehr als sieben Jahren schaffe ich nun diese, für mich sehr besondere, Ausgabe. Es freut mich umso mehr, dass diese Ausgabe mit dem Derby gegen die Vienna zusammenfällt. So wie es aussieht, wird es vorerst auch das letzte Derby gegen die Döblinger sein, zumindest für ein Jahr.
Aufgrund des Jubiläums möchte diese G’schichten einem besonderen Thema widmen, welches meine Freunde und mich schon lange beschäftigt. Seit vielen Jahren haben wir zu jedem Heimspiel des Wiener Sportklubs eine Wette laufen. Jeder tippt das Endergebnis des Spiels und der Gewinner hat die Ehre eine besondere 2 Euro Münze bei sich zu tragen. Solange, bis er sie wieder an einen anderen korrekten Tipper abgeben muss. Im Zuge dieser kleinen Wetttradition kam es immer wieder zu kuriosen Tipps. Nicht selten werden Ergebnisse wie 5:3 nach 0:3 Rückstand oder ein Kantersieg vermutet. Vor zwei Jahren, als wir zum Auftakt der Frühjahrssaison gegen Neuberg einen 7:0 Erfolg feierten, gab ich vor dem Match tatsächlich den verrückten Tipp von 7:0 ab. Seitdem schaukeln wir uns immer wieder zu ähnlichen waghalsigen Tipps hoch. Irgendwann einmal viel auch die Vermutung, dass ein Match mit 8:0 ausgehen und Sertan Günes alle acht Treffer erzielten würde. So wurde die Legende des „Oktopacks“ geboren. Es gab immer wieder aussichtreiche Kandidaten für die realistische Umsetzung des Oktopacks. Sertan Günes war einer davon, aber auch Alejandro Yunes de Leon, Michi Pittnauer oder auch Rafael Pollack waren im Gespräch. Geklappt hat es bis heute allerdings nicht.
Wie sieht es aber grundsätzlich mit dem Oktopack aus? Gab es bereits jemals einen Spieler der 8 oder mehr Tore in einem Spiel geschossen hat? Im Amateurbereich mit Sicherheit, denn da sind Ergebnisse mit 10, 20 oder mehr Toren Differenz durchaus Realität.
Gab es aber so etwas schon im Profifußball? Die Suche war nicht einfach. Ich habe mehrere Stunden damit verbracht das Internet und diverse Fußballbücher zu durchforsten. Gefunden habe ich zum Beispiel das Spiel RC Lens gegen Auby Racing Club Asturies. Das Aufeinandertreffen fand im Rahmen des französischen Cups am 13.12.1942 statt. Das Match endete 32:0 für Lens. Stephan Stanis erzielte damals 16 Treffer, quasi einen Doppel-Oktopack. Man muss allerdings sagen, dass der Club aus Asturien kein Profiverein ist.
Etwas aktueller ist ein Match, ebenfalls im Amateurbereich, zwischen Olympos Xylofagou und Ayois Athanasios im Jahr 2007. Olympos gewann mit 24:3 und sicherte sich damit den Aufstieg in die zweite zypriotische Liga. Panagiotis Pontikos steuerte, so wie Stephan Stanis, 16 Treffer bei.
Gab es aber ähnliches auch im österreichischen Fußball. Ja, sogar im Profibereich. Nun schließt sich der Kreis, denn es gab einen Spieler, der für die Vienna auflief und es tatsächlich schaffte in einem Meisterschaftsspiel der höchsten Spielklasse acht Tore zu erzielen. Es handelt sich dabei um das Match zwischen der Vienna und Ostbahn XI am 11.11.1945. Der Held dieser Partie war damals Karl Decker mit einem Oktopack.
Als kleine Info nebenbei: Damals endeten die beiden Matches zwischen dem Wiener Sportclub und der Vienna 0:0 in Dornbach und mit einem 4:3 Auswärtserfolg der Hernalser in Döbling.
Kommen wir zurück ins Jahr 2017. Diese Ausgabe der Alszeilen wird sowohl vor dem Spiel gegen die Vienna als auch wenige Tage später im Match gegen Schwechat aufliegen. Gegen die Vienna, die trotz der derzeitigen schwierigen Situation einen Sieg nach dem anderen einfährt und seit letzter Woche auch die Tabellenführung erobert hat, darf man sich von der Papierform her nicht allzu viele Hoffnungen machen. Ein Derby hat aber bekanntlich seine eigenen Gesetze und wer weiß, vielleicht können wir die Döblinger sogar überraschen?
Natürlich wäre der eine oder andere Punkt gegen die Vienna willkommen. Viel wichtiger wird aber sein, im zweiten Heimspiel gegen Schwechat voll zu punkten. Damit könnte man einen direkten Kontrahenten im Abstiegskamp auf Distanz halten bzw. sogar entscheidende Punkte für den Klassenerhalt sichern. Die Ergebnisse der Runde 24 und 25 konnte ich aus zeitlichen Gründen in diesem Artikel nicht berücksichtigen. Hoffen wir mal, dass wir gegen Ritzing und Parndorf bereits unser Punktekonto aufgebessert haben. Wir brauchen jeden Zähler.
Tragen wir unseren Teil dazu bei und schenken unseren Burschen gegen die Vienna und Schwechat einen beneidenswerten Support und pushen sie zum Sieg!
Ein zuversichtliches schwarz-weißes Rock’n’Roll!
Euer
Zed Eisler