Unser Hernalser Urgestein im gespräch
Vielen Dank Mirza, dass du dir für unser Gespräch Zeit nimmst. Bevor wir zu den eigentlichen Themen kommen, würde ich dich bitten, mir deine bisherige Fußball Karriere zu schildern. Das wird zwar recht schnell zusammengefasst sein, da du ja ein Dornbacher Urgestein bist, richtig?
Mirza Berkovic: Wenn du es so ausdrücken willst, ja. Ich bin seit der U11 beim Sportklub und habe seitdem eigentlich nur ein Jahr nicht hier gespielt. Das war die Saison 2014/15. Da bin ich für das Team Wiener Linien aufgelaufen
Welche Gründe hatte diese damalige Unterbrechung?
Mirza Berkovic: Der damalige Trainer, Kurt Jusits, plante die Saison ohne mir, weil ich in diesem Jahr nicht regelmäßig mittrainieren hätte können, da ich beim Bundesheer war. So bin ich dann zum Team Wiener Linien gekommen. Am Ende der Saison hat mich Andreas Reisinger wieder zurückgeholt.
Soweit ich zurückdenken kann bist du im Mittelfeld angesiedelt. War das schon immer so oder hat das deine sportliche Entwicklung mit sich gebracht?
Mirza Berkovic: Ich habe immer im Mittelfeld gespielt. In meiner Jugendzeit auch im linken oder rechten. In der Kampfmannschaft vom Sportclub habe auch manchmal auf den Seiten gespielt, aber im zentralen MF fühle ich mich definitiv am wohlsten.
Bist du eigentlich beidfüßig, wenn du ab und an auf deb Seiten spielst?
Mirza Berkovic: Puh (lacht)…eigentlich nicht. Ich sag‘ mal der rechte Fuß ist gut und der linke etwas weniger. Es reicht aber aus, um auf beiden Seiten spielen zu können, wenn es notwendig ist.
Kommen wir auf diese bzw. im ersten Schritt auch noch im Vergleich auf die letzte Saison zu sprechen. Du hast die Ära von Christoph Jank miterlebt. In dieser Zeit lief es gar nicht rund. Was war aus deiner Sicht der Grund dafür und was läuft seit Norbert Schweitzer das Ruder übernommen hat besser?
Mirza Berkovic: Zu Christoph Jank kann man sagen, dass er absolut ein Mann vom Fach war. Er hat sich meiner Meinung nach sehr gut ausgekannt und uns auch gut trainiert. Er hat uns eigentlich auch gut eingestellt, nur kam es mir so vor, dass die Chemie einfach nicht gepasst hat. Sowohl in der Mannschaft als auch zwischen Mannschaft und Trainer. Es hat viele Einzelspieler gegeben, denen vieles nicht gepasst hat. So ist es praktisch unmöglich geschlossen als Team aufzutreten. Ich bin der Meinung, dass das der hauptsächliche Grund war. Die Zusammenstellung war nicht optimal. Qualitativ waren wir zwar gut aufgestellt, aber durch die eben erwähnten Dinge, hat es nicht funktionieren können.
Kam die Trennung von Christoph Jank für dich überraschend oder hast du damit schon gerechnet?
Mirza Berkovic: Naja, man konnte schon vermuten, dass es eine Frage der Zeit war, da wir einfach nicht das liefern konnten, was erwartet wurde.
Wie war dann für dich bzw. euch als Team die Umstellung zu Norbert Schweitzer?
Mirza Berkovic: Mit Norbert Schweitzer kam viel mehr Ruhe in die Mannschaft. Wir trainieren mit ihm sehr gut und er hat uns als Mannschaft zusammengeschweißt. Jeder von uns weiß, welche Aufgabe er hat. Wir entwickeln uns stetig weiter. Auch neben dem Fußball funktionieren wir als Team und stehen füreinander ein. Das finde ich sehr gut und glaube auch, dass das für die bisherige Entwicklung steht.
Unter Norbert Schweitzer kamen noch weiter alte Bekannte zurück zum Team. Philip Dimov kam im Winter zurück und im Sommer Jürgen Csandl. Ich glaube zu wissen, dass ihr drei aufgrund eurer gemeinsamen Vergangenheit ein besonderes Verhältnis habt, richtig?
Mirza Berkovic: Ja, auf jeden Fall. Wir verstehen uns nicht nur auf dem Platz sehr gut. Wir sind auch öfters gemeinsam unterwegs und pflegen ein freundschaftliches Verhältnis.
Sieht du das als Vorteil für die Mannschaft oder kann das auch zu Komplikationen führen?
Mirza Berkovic: Ich sehe das absolut positiv. Philip Dimov und Jürgen Csandl sind absolute Verstärkungen für das Team. Ganz egal wie gut oder schlecht das persönliche Verhältnis ist. Sie kennen den Verein und gehen für ihn durchs Feuer. Sie sind absolute Führungsspieler und helfen jeden, wenn wer was braucht. Sei es auf dem Platz oder in anderen Situationen. Vor allem für die jungen Spieler sind sie wichtige Personen im Team.
Beim Sportklub ist die Jugendarbeit immer ein großes Thema. So wie es aussieht spielen wir eine solide Saison. Kann/darf/soll man sich es hier leisten viele junge Spieler an die Kampfmannschaft heranzuführen oder birgt das zu viel Risiko vielleicht doch wieder nach unten zu rutschen?
Mirza Berkovic: Ich denke, dass hier die gesunde Mischung gut ist. Rein nur auf erfahrene Spieler zu setzen ist genauso nicht der richtige Weg wie nur jungen die Chance zu geben. Ich finde aber, dass wir hier einen guten Weg gehen. Es kommen laufend junge, hungrige zur Kampfmannschaft. Wir haben im Grunde ja ein junges Team. Ein Niklas Szerencsi mit 18 Jahren und ein Lucas Pfaffl mit 19 sind zwei Spieler, die oft in der ersten Mannschaft spielen. Ich finde, dass wir hier eine gute Lösung haben.
Diese Saison läuft bislang wesentlich besser als die letzten Jahre. Ihr hattet den besten Saisonstart seit über zehn Jahren. Ihr wart sogar eine Zeit lang punktegleich mit dem Tabellenführer. Kam das für euch genauso überraschend wie für mich?
Mirza Berkovic: Klar hat man immer vor dem Start der Saison seine Erwartungen und setzt sich ein Ziel. Wir haben vor Beginn aber immer gesagt wir schauen von Spiel zu Spiel und kümmern uns nicht allzu viel um die Tabellenplatzierung. Das ergibt sich dann von selbst. Der Plan ist, am Ende der Saison einen Platz zwischen 5 und 8 zu erreichen. Das die ersten Runden besonders gut liefen hat uns natürlich gefreut. Das Wichtigste ist aber, dass wir, was unser Ziel betrifft, auf Schiene sind und das sind wir ja.
Ich habe mir die letzten Saisonen angeschaut. 2015/16 schlossen wir die Spielzeit mit 29 Punkten ab. 2016/17 und 2017/18 gar nur mit 28 Zählern. Mit Siegen gegen das Team Wiener Linien (das Interview fand vor diesem Match statt) unf gegen Bruck könnte man schon im Herbst die 29 Punkte erreichen. Das ist eine sehr starke Entwicklung. Wie kam dieser Sprung zustande? Was läuft anders als früher? Wie kann man sich das als Außenstehender vorstellen, dass eine Mannschaft so eine Entwicklung erreicht?
Mirza Berkovic: Eine schwierige Frage, die ich kaum beantworten kann. Als Norbert Schweitzer zu uns gekommen ist, hat er die Mannschaft von Hr. Jank übernommen. Im Winter wurde ein bisschen am Kader gefeilt und da lief es im Frühjahr schon um einiges besser. Da haben wir ja knapp 20 Punkte geholt. Im Sommer wurde die Mannschaft dann aufeinander abgestimmt. Der Kader ist nicht mehr so breit aber qualitativ um einiges stärker. Wir haben einfach ein besseres gemeinsames Verständnis von unserer Aufgabe. Jeder kennt, weiß was er tun soll. Wir greifen gemeinsam an und verteidigen gemeinsam. Wir gewinnen und verlieren genauso gemeinsam, als Team. Es gibt keine Schuldzuweisungen, sondern stehen als Team für unsere Leistungen gerade, ob sie nun gut waren oder nicht. Das alles haben wir mit Norbert Schweitzer gelernt und mit ihm wurden wir wieder stark. Wir wissen wo unsere Stärken liegen und wir wissen auch, dass wir nur gewinnen werden, wenn wir alle 100% geben.
Auch ich sehe das Auftreten der Mannschaft sehr positiv. Dennoch hat es in dieser Saison zwei deutliche Niederlagen gegeben. Bei der gegen Mauerwerk sah ich ein Aufbäumen des WSC. Gegen Ebreichsdorf war es eher ein Totalausfall. Woran scheitert es zu Zeit noch, konstant wirklich gute Leistungen zu bringen?
Mirza Berkovic: Man muss ganz ehrlich sagen, dass Ebreichsdorf und Mauerwerk sehr gute Mannschaften sind. Wir wissen auch, dass wir noch nicht soweit sind, dass wir gegen diese beiden Teams konkurrieren können. Die Niederlagen sind sehr hoch ausgefallen, aber in meinen Augen auch verdient. Gegen Ebreichsdorf kam es sicher noch dazu, dass wir einfach keinen guten Tag hatten. Solche Niederlagen passieren leider. Wichtig ist aber vor allem, seinen Nutzen daraus zu ziehen und zu lernen. Mir ist es auch lieber ein, zwei Mal eine deutliche Niederlage zu verarbeiten und dann die darauffolgenden Spiele zu gewinnen, als mehrere Male 0:1 zu verlieren.
Genau dort wollte ich hin. Ihr habt nach den beiden Niederlagen gegen Mauerwerk und Ebreichsdorf das nächste Match gewonnen. Das ist eine wiedergewonnene gute Eigenschaft. Wie verarbeitet ihr Niederlagen als Team? Gibt es auch spezifisches Mental-Coaching?
Mirza Berkovic: Nein, einen eigenen Mental-Coach haben wir nicht. Wir analysieren jedes Spiel genau und zerlegen es in Einzelteile. Wir besprechen die guten Dinge, wie auch die schlechten. So gehen wir immer gut vorbereitet in die Matches. Wir reden nicht lange über Niederlagen. Nach der Spielanalyse ist sie abgehackt. Es würde auch nichts bringen lange daran herum zu kauen. Die Niederlage ist passiert und kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Wir müssen es einfach beim nächsten Mal besser machen.
Du hast schon erwähnt, dass das Kollektiv bei euch gut funktioniert. Wo siehst du noch die Stärken des Wiener Sportclubs und wo gibt es noch Nachholbedarf?
Mirza Berkovic: Ich finde, dass wir spielerisch recht stark sind. Wir haben einen ruhigen Spielaufbau und sind auf den Flügeln sehr schnell. Auch im Zweikampf sind wir stark und gewinnen so viele zweite Bälle.
Ich möchte noch auf die Defensive zu sprechen kommen. Wir haben zwar von den Namen her eine solide Abwehr, haben aber trotzdem nach heutigem Stand ein negatives Torverhältnis und die viertmeisten Gegentore der Liga kassiert. Kannst du dir erklären woran das liegt?
Mirza Berkovic: Grundsätzlich darf man das nicht alleine der Verteidigung in die Schuhe schieben. Das Verteidigen beginnt viel früher als am Sechzehner. Leider haben wir in den beiden Niederlagen gegen Mauerwerk und Ebreichsdorf gleich 10 Treffer kassiert. Ohne diesen würde das schon wieder ganz anders anschauen. Worauf ich hinaus will ist, dass wir in den meisten Partien defensiv gut agieren. Diese beiden Matches zerstören hier leider das Bild etwas. Aber klar, wir haben hier sicher noch Luft nach oben. Wir haben auch leider nicht immer die gleiche Abwehr auf dem Feld. Das macht das ganze dann noch etwas schwieriger.
Eine andere Sache die noch auffällt, sind die vielen Karten die wir erhalten. Es gab schon einige Ausschlüsse auf unserer Seite und das auch oft wegen kritisieren. Ist man als Spieler hier wirklich so sehr in einer Ausnahmesituation, dass man sich ab und an mal vergisst? Sollten man sich andererseits nicht doch besser im Griff haben?
Mirza Berkovic: (schmunzelt) Man sollte und muss sich hier besser im Griff haben. Da gibt es keine Diskussion. Der Trainer spricht das auch regelmäßig an und wir kriegen auch Strafen dafür. Wir müssen uns hier auf jeden Fall verbessern, denn im Endeffekt schaden wir uns nur selber.
Was ist dein persönliches Ziel für diese Saison bzw. was hältst du für realistisch?
Mirza Berkovic: Unser vorgegebenes Ziel ist ein Rang zwischen 5 und 8. Das halte ich auch für realistisch. Wenn wir uns besser platzieren, nehmen wir das natürlich gerne. Für den Herbst würde ich mir wünschen, dass wir mit 29 Punkten in die Winterpause gehen. Im Frühjahr müssen wir uns dann bestätigen. Das wird uns auch gelingen und ich erwarte mir, dass wir am Ende der Saison zwischen 55 und 60 Punkte erreichen. Das wäre eine wirklich tolle Entwicklung für uns.
Die Stadt Wien hat ja nun final die Zusage für die Förderung erteilt, damit der Sportclubplatz saniert wird. Die Sanierung ist natürlich schon lange fällig aber auch ein Baustein um in den nächsten Jahren vielleicht mal die Lizenz für die 2. Liga zu bekommen. Kannst du dir vorstellen mit dem Sportclub aufzusteigen und den Weg mitzugehen?
Mirza Berkovic: Sportlich ist das natürlich sehr reizvoll. Wenn wir es tatsächlich schaffen aufzusteigen und ich zu diesem Zeitpunkt von meiner Leistung her die Möglichkeit vom Verein bekomme, bin ich selbstverständlich mit dabei. Ich kann mich mit dem Verein zu 100% identifizieren. Wenn ich aufsteige, dann mit dem WSC.
Was glaubst du wie lange der Reifeprozess als Mannschaft dauert um auf Angriff auf den Meistertitel gehen zu können?
Mirza Berkovic: Ich denke, dass wir in drei bis fünf Jahren soweit sind. Bis dahin sollte auch die Infrastruktur bei uns so weit sein. Wenn es dann finanziell auch umsetzbar ist, sollten wir alles daran setzen den Aufstieg zu schaffen.
In drei bis fünf Jahren bis du um die 30. Ich schließe daraus, dass du dich auch in diesem Alter noch auf dem Feld siehst?
Mirza Berkovic: (muss lachen) Auf jeden Fall. Wie gesagt, solange ich die Leistung bringen kann, die der Verein von mir erwartet, bin ich am Start. Natürlich muss hier alles zusammenspielen. Bis jetzt bin ich von schweren Verletzungen verschont geblieben. Ich hoffe das bleibt auch so, denn das würde die Chancen natürlich erhöhen. Ich würde auch bis ich 40 bin spielen.
Mirza, du feierst gegen Bruck/Leitha ein Jubiläum. Die läufst das 200. Mal für den Sportclub aufs Feld. Das ist schon sehr beeindruckend! Herzlichen Glückwunsch dazu und auch vielen Dank dafür!
Mirza Berkovic: Vielen Dank! Was soll ich dazu sagen…200 Matches zu spielen schon etwas richtig Besonderes für mich. Ich hoffe einfach, dass wir dieses Match gewinnen und so einen perfekten Abschluss im Herbst erreichen können.
Lieber Mirza, dann hoffe ich auf viele weitere Jahr im Sportclub-Dress! Vielen Dank für das Gespräch.
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Edl (Freitag, 16 November 2018 13:09)
Feines Interview. Danke!