Interview mit Heinz Palme

Der Geschäftsführer der WSC GmbH über den aktuellen Status und die Pläne für die Zukunft.

 

Die Kooperation zwischen dem Wiener Sportclub und der Vienna Smart Contracting GmbH geht nun schon über ein Jahr. Deine Karriere beim Wiener Sportclub bzw. als Geschäftsführer der WSC GmbH begann allerdings erst etwas später. War der Einstieg dadurch schwerer für dich?

 

Heinz Palme: Ja, das ist richtig, ich kam erst im September dazu. Ich war zwar über die Pläne und die Entwicklungen vorinformiert und wurde gefragt, ob ich Interesse habe. Das Projekt Wiener Sportclub macht für mich absolut Sinn und aus diesem Grund habe ich gleich gesagt, dass man mit mir rechnen kann. Wenn schon ein Verein in Österreich bzw. Wien, dann der WSC!

 

Das heißt du hattest schon im Vorfeld die Geschehnisse um den Sportclub mitverfolgt?

 

Heinz Palme: Natürlich! Den Wiener Sportclub verfolgt man einfach. Als ich nach Wien gekommen bin, vor 40 Jahren, ging ich am ersten Tag zum Match WSC gegen Austria Salzburg. Ich kam dann natürlich immer wieder nach Dornbach, weil die Atmosphäre am Platz schon immer besonders war. Im Jahr 2000 habe ich das Management des Stadthallenturniers übernommen und da war für mich immer klar, dass an diesem Turnier auch der Wiener Sportclub teilnehmen muss. Egal in welcher Liga sie sind, solange es sportlich vertretbar ist. Bei meiner letzten Veranstaltung des Turniers im Jahr 2009, spielte der Sportklub damals gegen die Vienna. Der Bezug war also laufend vorhanden und ich kenne auch Spieler aus einigen Generationen, wie auch die Trainer. Der Sportclub war also immer in irgendeiner Form für mich präsent.

 

Offiziell bis du ja kurz vor der Verpflichtung von Norbert Schweitzer an Board geholt worden. Hattest du bei dieser Verpflichtung schon maßgeblichen Anteil?

 

Heinz Palme: Zu Beginn der Saison war die Situation sehr schwierig und es hatte sich rasch herauskristallisiert, dass wohl eine Veränderung notwendig sein wird, um einfach zu gewährleisten, dass eine Entwicklung stattfindet. Bei einer Krisensitzung mit der Sektionsleitung und uns Vertretern der VSC haben alle gemeinsam erkannt, dass es in der damaligen Zusammensetzung des Trainers Christoph Jank und seinem Kader nicht die erwartete Entwicklung geben wird. So bin ich dazu gekommen, mich auf die Suche nach möglichen neuen Trainerkandidaten zu machen. Auf unserer Shortlist stand eben Norbert Schweitzer mit darauf. Auch der Didi Kübauer war auf dieser Liste, wie auch ein Paul Gludovatz, mit denen ich auch Gespräch geführt hatte, in denen wir eigentlich auch schon recht weit waren. Alle drei waren Wunschkandidaten. Alle drei passen sehr gut zum Sportclub, aber noch während den Gesprächen unserer drei Wunschtrainer kam eine Absage von Didi Kühbauer als auch von Paul Gludovatz. Dadurch war dann automatisch der Fokus auf Norbert Schweitzer und es stellte sich schnell heraus, dass er der perfekte Kandidat für uns war. Er kennt das Geschäft in der Regionalliga sehr gut und hat enormes Fachwissen. Da viel uns die Entscheidung dann sehr leicht.

 

Die Gerüchte um Didi Kühbauer waren in aller Munde und es wurde viel spekuliert, ob es tatsächlich Gespräche mit ihm gab. Mich beschäftigte damals die Frage, ob ein Trainer Kühbauer für die Regionalliga, sagen wir mal salopp „zu groß“ wäre? Wäre es nicht ein großes Risiko gewesen einen Prominenten wie Ihn zu holen, da er bei Erfolg auch schnell wieder weg wäre bzw. den Erfolg vielleicht auch zu schnell will; Stichwort Aufstieg?

 

Heinz Palme: Wir haben bei allen Kandidaten die Karten offen auf den Tisch gelegt und direkt vermittelt worum es uns geht und wie die derzeitige Struktur mit all ihren Problemen aussieht. Genauso ging es natürlich auch um die Zukunftspläne und dass es sich hier um kein Abenteuer handelt, in das man sich einfach hineinstürzt und ein Jahr später in die 2. Liga aufsteigt und ein weiteres Jahr später gleich Bundesliga. Wir stellten klar, dass es sich um einen Reifeprozess handelt, der viel Arbeit bedeutet und ein gemeinsamer Weg für ein paar Jahre bedeutet. Didi Kühbauer war sich dem voll bewusst und meinte, dass er diesen Weg, sofern er sich für den Sportclub entschieden hätte, auch mitgegangen wäre. Natürlich wäre trotzdem das Risiko da gewesen, dass er irgendwann gerufen worden wäre, so wie es jetzt ja auch der Fall war. Norbert Schweitzer hat hier einen anderen Zugang zu seinem Engagement beim Sportclub. Es sieht es für sich selbst alles große Chance über sich selbst zu lernen und sich vor allem weiterzuentwickeln. So gesehen ist Norbert Schweitzer sicher die sicherere Wahl als Trainer.

 

Apropos Absprung: Man konnte in den Medien lesen, dass Norbert Schweitzer von Zoran Barisic angerufen wurde, um ihn zu seinem neuen Verein nach Slowenien zu holen. Norbert Schweitzer hat das laut den Medien strikt abgelehnt. Entspricht das den Tatsachen?

 

Heinz Palme: Das stimmt so. Norbert Schweitzer hat mich über den Anruf informiert und mir aber auch gleich gesagt, dass er sich klar für den Wiener Sportclub entscheidet und den Weg mit uns weiter gehen will. Vor allem hat er auch gesehen, dass bei konzentrierter Arbeit und einer guten Rückendeckung etwas entstehen kann. Ich war sehr froh darüber, da der WSC in den letzten 10 Jahren an die 15 Trainer verbraucht hat. So kann einfach nichts entstehen. Das ist Fakt. Das ist ein wesentlicher Punkt und deswegen setzten wir ganz klar auf Kontinuität. Sowohl was den Trainer als auch die Spieler betrifft. Ideal wäre es natürlich, wenn wir nächsten Sommer an die 80% der Spieler halten könnten um diese eben auch entsprechend weite entwickeln können. Wir haben ein Ziel und das kann man nur mit Kontinuität erreichen. Der Trainer und die Mannschaft müssen zusammenwachsen können, aber auch die Möglichkeit haben Krisen miteinander zu überstehen. Genauso natürlich auch gemeinsam Erfolge feiern. So kann etwas entstehen.

 

Du hast es eben angesprochen…es gibt einen Plan für die nächsten 3-5 Jahre. Wie sieht denn nun genau der Kooperationsvertrag zwischen dem WSC und er VSC aus? War der ursprünglich nicht auf 3 Jahre angesetzt?

 

Heinz Palme: Der eigentliche Vertrag läuft für drei Jahre mit Option auf plus 1 und nochmals plus 1. Deswegen haben wir den 3-5 Jahresplan. Die ersten drei sind einbetoniert und fix. Die VSC hat nach diesen die Chance zu evaluieren, ob sich ein weiteres lohnt. Das wird selbstverständlich von der Entwicklung in den ersten drei Jahren abhängig sein. Der Wunsch ist da, die Kooperation langfristig zu planen. Dafür müssen die Rahmenbedingungen, sportlich wie auch wirtschaftlich, klarerweise passen.

 

Wir legen auch besonderen Wert auf die Kommunikation. Diese entsprechend aufzubauen hat seine Zeit gedauert, aber mit dem Launch der neuen Webseite haben wir hier einen enorm wichtigen und in meinen Augen sehr guten Schritt nach vorne gemacht. Aber auch hier sind wir noch nicht dort, wo wir hinwollen. Der Onlineshop wird zum Beispiel noch massiv ausgebaut.

 

Man darf nicht vergessen, dass wir das erste Jahr der Kooperation gerade erst abgeschlossen haben. Dieses erste Jahr ist immer das schwierigste. Vor allem dann, wenn die sportliche Situation nicht wirklich optimal war. Nach der Verpflichtung von Norbert Schweitzer war es sehr schwierig im Winter zu reagieren. Wir konnten zwar erste Akzente setzen, aber erst im Sommer konnte die Kaderplanung voll nach unseren Vorstellungen durchgeführt werden.

 

Genauso ist auch das Stadion noch ein großer Brocken, der erledigt gehört. Die Zusage vom Ausschuss wurde uns erteilt. Der Beschluss soll dann Ende Oktober einstimmig folgen. Die Subventionshöhe wird 6,25 Millionen betragen. An diesem Projekt wurde intensiv gearbeitet. Wir wollten hier ein wirklich sinnhaftes Projekt haben. Es gibt auch schon einen Plan, wie alles aussehen soll. Zuerst müssen wir aber auch noch die Ausschreibung starten und da kann es noch leichte Abänderungen geben. Das Grundgerüst ist allerdings schon sehr detailliert und kann sich wirklich sehen lassen.

 

Sportlich läuft es dieses Jahr wesentlich besser als letztes. Entspricht die derzeitige Situation dem eurem Plan oder will man diese Saison schon mehr?

 

Heinz Palme: Zufriedenheit ist relativ. Wir können eigentlich noch besser in der Tabelle platziert sein als jetzt. Wir hatten einen sehr guten Start. Die letzten Runden waren wir noch mehr ganz so erfolgreich, aber vom eigentlichen Ziel her, dass wir mit einem Platz zwischen 5 bis 8 ausgegeben haben, sind wir auf Schiene. Es wäre vermessen zu sagen, wir wollen gleich dieses Jahr um die Meisterschaft mitspielen. Ich sage mal so, die Entwicklung die es im letzten Jahr gab zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir können uns hier aber noch immer verbessern, auch was die Arbeit im Hintergrund betrifft. Wir haben hier ein Zusammenspiel der GmbH und einer Vielzahl an ehrenamtlichen Mitarbeitern.

 

Wie du schon gesagt hast ist das Ziel innerhalb dieser 3-5 Jahre um den Aufstieg zu spielen. Wenn dies gelingt, wird man den Aufwand der Vereinsführung und allem Drum und Dran wohl nicht mehr mit ehrenamtlichen Mitarbeitern stemmen können. Gibt es hier einen Plan, wann man diesen Umstieg auf ein voll professionelles Konstrukt, sprich bezahlte Mitarbeiter, gehen möchte?

 

Heinz Palme: Wenn die Reise Richtung Bundesliga geht, wird man diesen Umstieg auf jeden Fall machen müssen. Man kann sich gar nicht vorstellen, was die ehrenamtlichen Mitarbeiter hier leisten und das alles neben ihrem Job. Derzeit funktioniert es, aber auf lange Sicht muss man hier umdenken. Man benötigt dann Leute, die den vollen Fokus auf den Sportclub haben. Derzeit wäre dieser Umstieg auf finanziell noch nicht zu bewältigen.

 

Stichwort Aufstieg. Ich stelle diese Frage fast jedem Interviewpartner. Die Reform der Bundesliga sollte es den Vereinen erleichtern, die Lizenz zu bekommen. Jetzt war es letztes Jahr so, dass Ebreichsdorf bis zur letzten Runde um den Titel gespielt hat, sie aber nicht aufsteigen wollten. Schadest es nicht dem Fußball, dass sportlich starke Mannschaften nicht aufsteigen wollen/können?

 

Heinz Palme: Es wäre natürlich gut, wenn der Fußball immer im Vordergrund stehen würde. Das ist aber leider heutzutage nicht mehr möglich. Man darf aber auch nicht vergessen, dass diese Lizenzierung die Vereine schützen soll, damit sich nicht Bankrott gehen. Klar, und da brauchen wir diskutieren, soll der Meister aufsteigen. Wenn es aber aus wirtschaftlichen Gründen nicht geht, muss man das respektieren. Die österreichische Fußballgeschichte hat etliche Beispiele von Vereinen, die sich zu Grunde gerichtet haben, weil sie oben mitgespielt haben. Man sieht auch, wie lange es dauert, dass wieder zu richten, wenn es denn überhaupt möglich ist.

 

Wie sieht das im Fall des Sportclubs aus? Gesetzt den Fall man schafft sportlich den Aufstieg, wäre man bereit ein kalkuliertes Risiko auf der wirtschaftlichen Seite einzugehen oder ist man voll und ganz auch Sicherheit bedacht?

 

Heinz Palme: Das kann ich nicht beantworten, da ich keine Entscheidungsbefugnis habe. Das ist Sache des Präsidiums. Ich finde aber, dass die Vernunft gegenüber der Leidenschaft den Vorzug bekommen sollte und man das Projekt Aufstieg auf soliden Beinen bauen sollte. Soweit ich weiß, sieht das Präsidium das ähnlich uns will den Aufstieg ohne einem Risiko angehen. Im Endeffekt haben hier etliche Parameter einen Einfluß. Wenn wir es schaffen, dieses Jahr uns zwischen Rang 5-8 einzupendeln, ist das sportlich gut, aber wie sieht die wirtschaftliche Entwicklung aus? Können wir den Zuschauschnitt erhöhen und fällt der auf 1.100 Zuseher. Das wäre natürlich fatal. Also auch hier muss eine Grundlage geschaffen werden. Wir müssen den Sportclub wieder für viel mehr Menschen attraktiver machen und konstant mehr Leute dazu bringen auf den Sportclubplatz zu kommen.

 

Lieber Heinz, vielen Dank für das interessante Gespräch!

 

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