Interview mit Norbert Schweitzer

Der Sportclub Trainer erzählt von seinen Challenges und über seine Ziele beim WSC

 

Norbert Schweitzer und ich trafen uns vor dem Match gegen Leobendorf und sprachen über seine bisherige Karriere, die letzte schwierige erste Saison in Dornbach und seine Ziele mit dem Sportclub.

 

Zed: Bevor wir auf die Fragen rund um dein Engagement beim Wiener Sportclub kommen, möchte ich etwas mehr über dich und deine Karriere erfahren. Als Aktiver warst du ja als Stürmer im Einsatz, richtig?

Norbert Schweitzer: Ja, unter anderem auch. Die meiste Zeit war ich im offensiven Mittelfeld aufgestellt und habe die Position des 9ers bzw. 10ers gespielt.

 

Zed: Als Trainer warst du lange bei den Rapid Amateuren und hast in der Regionalliga auch Parndorf trainiert. Welche Stationen gab es noch in deiner Trainerlaufbahn?

Norbert Schweitzer: Bei Rapid habe ich bei der U15 als Trainer begonnen und habe alle Nachwuchsmannschaften bis rauf zur U18 betreut. Parallel zur U18 von Rapid habe ich auch den SV Sigleß (2. Landesliga im Burgenland) betreut. Der Grund dafür war, dass ich damit die notwendigen Punkte für die nächste UEFA Lizenz erhalten habe. Damals gab es für Nachwuchstrainer noch keine Punkte. Deswegen musste ich für ein Jahr quasi zweigleisig fahren. Nach erfolgreichem Abschluss der Prüfung und dem Erhalt der Lizenz war ich dann unter Zoran Barisic Co-Trainer bei den Rapid Amateuren. Anschließend habe ich die Mannschaft dann in meine komplette Verantwortung übernommen.

 

Zed: Danach ging es nach Parndorf, korrekt?

Norbert Schweitzer: Ja, das ist richtig. Das war genauso eine schöne und erfolgreiche Zeit.

 

Zed: Anschließend kam dann das große Abenteuer Türkei, gemeinsam mit Zoran Barisic bei Karabükspor als Co-Trainer. Wie hast du diese Zeit in Erinnerung?

Norbert Schweitzer: Die Strukturen waren viel besser als in Österreich. Die Voraussetzungen bei Karabübspor zu arbeiten waren überdimensional. Auch besser als bei Rapid. Eigentlich eine ganz andere Welt.

 

Zed: Die Ära bei Karabüspor dauerte nicht so lange. Waren die Erwartungen größer als die gebrachten Leistungen?

Norbert Schweitzer: Die Anforderung an uns war es, die Liga zu halten. Wir sind in der Süper Liga 9. Von 18 Vereinen geworden und das als kleinster Verein der Liga mit dem kleinsten Budget. Der Grund für die Trennung war dann eine reine Managementangelegenheit und hatte mit dem sportlichen meines Wissens nichts zu tun.

 

Zed: Nach dem Sommer wurdest du dann schon beim Wiener Sportclub engagiert. Wie ist es dazu gekommen?

Norbert Schweitzer: Im Grunde der übliche Weg. Der Club hat mich kontaktiert. Wir haben Gespräche geführt, habe meine Pläne und Vorstellungen dargelegt und haben uns auf eine gemeinsame Zukunft geeinigt. Das ging eigentlich recht flott.

 

Zed: Wie schwer war der Einstand für dich? Du hast eine Mannschaft übernommen, bei der du bei der Planung und Zusammensetzung nicht involviert warst.

Norbert Schweitzer: Es war richtig schwer. Die Chemie in der Mannschaft war nicht gut und ich konnte sie am Anfang nur schwer erreichen. Es waren auch einige schwierige Charakter dabei, die das noch etwas mehr verkompliziert haben. Die Ergebnisse waren schlecht und das Team hatte überhaupt kein Selbstvertrauen. Die Mannschaft war sehr jung und unroutiniert. Bei einigen Positionen war sie in meinen Augen auch merkwürdig besetzt. Der Kader war mit 27 Spielern für eine Regionalliga Mannschaft sehr groß. Es war schwer alles zu überschauen und auf eine Linie zu bringen.

 

Zed: War der Umstand, dass der Wiener Sportclub gerade erst wieder in den Ursprungsverein rückgeführt wurde eine zusätzliche Herausforderung? Auch im Winter wird nicht massenhaft Geld vorhanden gewesen sein um neue Spitzenspieler zu holen, oder?

Norbert Schweitzer: Das eine Problem war, dass einige Spieler lange Zeit verletzt waren und ich nicht wusste ob und wenn, wann, sie zur Mannschaft zurückstoßen. Eine weitere Herausforderung war, dass wir einige Spieler in den Reihen hatten, die meiner Meinung nach nicht das notwendige Level für die dritte Liga hatten, aber noch laufende Verträge bis zum Ende der Saison. So war es schwierig im Winter entsprechend zu reagieren. Wir mussten einige Spieler mitschleppen, die im Winter nicht wechseln wollten. Aus diesem Grund konnten wir in der Winterpause nicht so reagieren, wie wir es gerne gewollt hätten. Außerdem ist es im Winter ohnehin schwer, wirklich gute Spieler zu holen, da die meisten vertraglich gebunden sind. Wir haben in dieser Phase unser Bestes gegeben, aber natürlich auch mit einigen Kompromisslösungen leben müssen.

Wir haben den Dominik Silberbauer und Daniel Maurer zu uns geholt, die lange Zeit aufgrund ihrer schweren Knieverletzungen nicht gespielt hatten. Es sind Spieler mit Qualität, waren aber nicht im Rhythmus, eben weil sie verletzt waren.

 

Zed: War das nicht ein Risiko verletzte Spieler aufzunehmen, ohne zu wissen wann sie wieder fit sind? Oder war das einkalkuliert, trotz der ungewissen Situation um die Abstiegsplätze?

Norbert Schweitzer: Im Vordergrund stand, dass wir eine Mannschaft für die Zukunft kreieren wollen. Wir planen in eineinhalb bis zweieinhalb Jahren das Team soweit zu haben, dass es um die Spitzenplätze mitspielen kann und vielleicht in drei Jahren sogar den Aufstieg schafft. Mit dem bestandenen Spielermaterial vom Herbst wäre dieser Plan nicht möglich gewesen. Deswegen haben wir im Winter, mit Risiko, die ersten Schritte gemacht, damit der Plan realistisch bleibt.

 

Zed: Daraus lässt sich schließen, dass der Plan vorhanden war, auch den Weg mit dir langfristig zu gehen. Die Verlängerung deines Vertrages wurde recht spät bekanntgegeben. Waren die Verhandlungen so schwierig?

Norbert Schweitzer: Das nicht, aber die Situation war nicht einfach. Ungefähr sechs Runden vor Schluss wurde bekannt, dass es womöglich doch einen Absteiger geben wird oder zumindest ein Relegationsspiel im Raum stand. Das hätte die Saisonvorbereitung komplett über den Haufen geworfen. Die Spieler hätten keinen Urlaub gehabt und hätten ohne Erholung in die nächste Saison gehen müssen. Da kam dann der Druck im Verein aber auch bei der Mannschaft nochmal verstärkt hoch. Wir hatten zwar nach ein paar Runden im Frühjahr gesehen, dass wir immer besser wurden und wir uns in die richtige Richtung bewegen. Leider haben die Ergebnisse noch nicht gestimmt. Als dann eben sechs Runden vor Schluss diese Situation entstand, entwickelte sich eine „Jetzt erst recht“-Stimmung und ich glaube auch, dass die Mannschaft für mich gespielt hat, da wir zu dieser Zeit schon stark zusammengewachsen sind. So hatten wir dann einen tollen Lauf und erreichten in der Frühjahrstabelle den 8. Platz. Das war dann für den Vorstand auch der entscheidende Punkt um mit mir zu verlängern. Da wir für diese Saison einen Platz zwischen Rang 5 bis 10 anstreben, war man hier schon auf der richtigen Schiene unterwegs. Ich bin wirklich froh, weiterhin in Dornbach tätig zu sein.

 

Zed: Am Ende der Saison haben dann doch einige Schlüsselspieler den Verein verlassen. Allen voran Darijo Pecirep. Habt ihr von Anfang an damit gerechnet, dass er wohl nicht zu halten ist und habt ihr einen adäquaten Ersatz gefunden?

Norbert Schweitzer: Einen Spieler wir Darijo Pecirep will man natürlich halten, keine Frage. Genauso aber auch ein Bernhard Fila oder ein Martin Pajaczkowski hätten sehr gut in unser Spielkonzept gepasst. Alle sind aber in höhere Ligen gewechselt, was sie sich auch mehr als verdient haben. Diese Spieler sollen sich auch weiterentwickeln können. Für uns waren sie einfach nicht zu halten.

Den Kader haben wir verkleinert in dem wir 12 Spieler abgegeben haben. Zum einen aus Kostengründen und zum anderen auch deswegen, weil der Kader letztes Jahr einfach zu groß war. Ich bin davon überzeugt, dass wir im Sommer sehr hohe Qualität nach Hernals geholt haben und bin davon überzeugt, mit diesem Kader in der Regionalliga Ost bestehen zu können bzw. den Grundstein für unsere Zukunftsvision gelegt zu haben.

 

Zed: Du hast vorhin schon das Saisonziel von einem Endrang zwischen Platz 5 bis 10 erwähnt. Ist das realistisch?

Norbert Schweitzer: Dieses Ziel wurde vom Verein herausgegeben.

 

Zed: Was ist deine Erwartung bzw. dein persönliches Saisonziel?

Norbert Schweitzer: Ich wünsche mir, dass wir die Heimspiele gewinnen und unsere Anhänger zufriedenstellen. Das ist den Spielern und auch mir sehr wichtig. Alles was darüber hinaus geht, nehmen wir gerne an. Das ganze an einer Platzierung festzumachen ist schwierig. Mir ist es wichtig wie wir in den Matches auftreten. Die Einstellung muss passen und dann kommen die Punkte automatisch. Klar ist aber auch, dass wir die Vorgabe vom Verein natürlich erfüllen wollen. Das ist unser Auftrag und wir setzten alles daran, diesen zu erfüllen.

 

Zed: Wie sieht dein Kurzresümee der ersten Runden aus? Ist die Mannschaft schon dort wo du sie haben willst?

Norbert Schweitzer: Wir hatten fünf Wochen Vorbereitungszeit und haben sieben neue Spieler geholt. Während dieser Wochen hatten wir noch einige verletzte Spieler. Deswegen war es uns nicht möglich, mit der geplanten Startelf in der Vorbereitung zu spielen. Daher haben wir sehr viel Luft nach oben. Mit den bisherigen Leistungen der Mannschaft, dem Auftreten und der Einstellung bin ich sehr zufrieden. Die Chemie in der Mannschaft und die Einstellung passt. Die Voraussetzungen sind also für eine weitere deutliche Steigerung vorhanden. Wir können sicherlich noch mehr Tore schießen als wir es bisher getan haben und wir können sicherlich auch noch wesentlich besser verteidigen.

 

Zed: Daraus lässt sich schließen, dass das fehlende Selbstvertrauen vom Herbst nun vorhanden ist?

Norbert Schweitzer: Es ist schon da, aber es geht hier im Verein sehr schnell, da die Erwartungshaltung recht groß ist. Nach dem Auftaktsieg war ein plötzlich ein Hype im Verein und der Mannschaft da. Nach der unglücklichen Niederlage daheim gegen Neusiedl, war das alles wieder weg. Da sind schnell wieder Selbstzweifel gekommen, aber wir sind hier reifer geworden und stecken das besser weg als davor, was der Sieg in Traiskirchen auch gezeigt hat.

 

Zed: Eine Frage abseits vom WSC. Wie siehst du die Entwicklung in der Regionalliga. Oft bildet sich eine zwei Klassengesellschaft, in der sich zwei, drei Klubs nach oben hin absetzten und der Rest, etwas überspitzt gesagt, gegen den Abstieg spielt. Wie siehst du das und spielen die Amateurmannschaften hier eine entscheidende Rolle?

Norbert Schweitzer: Die Diskussion um die Amateurmannschaften gehen schon über Jahre. Ich war ja selbst Amateurtrainer und ich bin der Meinung, dass die Burschen ja irgendwo spielen müssen, um sich weiter zu entwickeln. Sie irgendwo in die untersten Ligen zu stecken würde keinen Sinn machen. Immerhin geht es hier auch im die Zukunft des österreichischen Fußballs. Die jungen Kicker muss man fordern, den nur so können sie besser werden. Nur so haben sie eine Chance ganz nach oben zu kommen. Ich verstehe aber, dass die Amateurmannschaften auch ihre Nachteile haben, wenn sie als Gegner ins Stadion kommen, da sie fast keine Zuschauer mitbringen. Das ist natürlich schade, aber dennoch sollte die Entwicklung für den Fußball in Österreich im Vordergrund stehen.

Von der dichte der Regionalliga her, sehe ich es auch so, dass sich wenige Teams absetzen und der Rest sich wirklich warm anziehen muss. Das wird sich nicht ändern lassen.

 

Zed: Wenn wir Ebreichsdorf als Beispiel nehmen: Vorige Saison verloren sie das Rennen um die Meisterschaft erst in der letzten Runde. Es war aber schon lange davor bekannt, dass sie nicht aufsteigen wollen. Es ist zwar löblich, dass sie trotzdem bis zum Schluss alles gegeben haben. Glaubst du nicht, dass es dem Fußball schadet, wenn Mannschaften aus wirtschaftlichen Gründen nicht aufsteigen können oder wollen?

Norbert Schweitzer: Ein Schaden entsteht wahrscheinlich schon. Schlussendlich müssen wir das so akzeptieren wie es ist. Das einzige was das ändern könnte wäre, wenn die unteren Ligen grundsätzlich attraktiver gemacht werden. Das kommt das Fernsehen mit ins Spiel und so würde es sicherlich auch mehr Möglichkeiten im Sponsoring geben. Das könnte das Problem eventuell lösen. In anderen Ländern funktioniert das recht gut.

 

Zed: Kommen wir zum Sportclub bzw. zu dir zurück. Wie lange läuft den Vertrag beim WSC?

Norbert Schweitzer: Ich habe einen unbefristeten Vertrag, ein normales Dienstverhältnis. Das ist in beidseitigem Einverständnis so ausgemacht.

 

Zed: Der Plan ist also, auf Kontinuität zu setzen?

Norbert Schweitzer: Ja, absolut.

 

Zed: Was erwartest du dir von den nächsten Runden? Wie viele Punkte sind realistisch?

Norbert Schweitzer: Vom Kader her werden sich Mauerwerk und Ebreichsdorf nicht Meisterschaft untereinander ausmachen. Das sind also in den nächsten Wochen zwei Top-Spiele, die auf uns zukommen. Wir werden alles versuchen, den Schwung vom Saisonstart mitzunehmen und dann sind auch in diesen Matches sicherlich eine Überraschung drin. Diese Partien werden zeigen, ob der Weg wirklich nach oben geht oder wir uns Richtung Mittelfeld bewegen.

Sehr positiv ist, wir ins auch Vereinsumfeld weiteren weiterentwickeln. Es bilden sich immer bessere Strukturen und das erleichtert natürlich die Arbeit. Es macht jeden Tag immer etwas mehr Spaß hier zu arbeiten.

 

Zed: Eine letzte Frage noch, die alle Anhänger sicher interessiert: Ist der Mythos des „12. Mannes“, also das Publikum und deren Unterstützung real oder blendet man das im Fokus auf das Spiel als Spieler eher aus?

Norbert Schweitzer: Die Fanunterstützung ist ein wichtiger Faktor und kann die Spieler tatsächlich zusätzlich pushen. Besonders hier am Sportclubplatz ist es immer etwas besonders aufzulaufen. Man weiß es ist was los und man wird angefeuert und unterstützt. Das kann ein entscheidender Vorteil sein, wenn wir auf das Tor bei der Friedhofstribüne spielen. Da kann schon ab und zu mal beobachten, dass der Gegner nervös wird und man dann vielleicht den einen oder anderen Fehler effektiver nutzt. Das Publikum ist ein wichtiger Faktor und bei uns was ganz besonders.

 

Norbert, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg für die Saison.

 

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