Interview mit "Salemir"- Gewinner des 3. Platzes bei Zed Eisler Tippspiel der Saison 2017/18

Salemir hat mit seinem dritten Platz beim Tippspiel wahres Fußball Fingerspitzengefühl bewiesen. Bis zur vorletzten Runde wäre auch noch der 1. PLatz möglich gewesen, aber eine absolute Glanzleistung des finalen Gewinners "MartinWSC" in eben dieser Runde, gab den Auschlag und er legte den Grundstein für den Gesamtsieg mit 348 Punkten. Salemir musste sich schlussendlich gegenüber dem Zweitplatzierten "h.o." nur aufgrund der weniger gewonnenen Tipprunden geschlagen geben. Beide schafften in Summe 326 Punkte.

 

Das Interview rund um das Thema Fußball (natürlich mit Fokus auf den WSC) war der Preis für den dritten Platz.

 

Zed: Salemir, zuerst mal herzlichen Glückwunsch zum dritten Platz, den du beim Tippspiel der Saison 2017/18 erreicht hast. Unser Thema für das Interview ist Fußball. Wie bist du eigentlich zum Fußball gekommen? Du spielst ja selber auch, richtig?

Salemir: Ja, das ist richtig. Ich spiele immer wieder im „Friedhofstribüne kickt“-Team, heute leider nicht, da ich eine andere Aufgabe habe (Anm.: Das Interview fand während des Ute Bock Cups statt). Dass ich aber überhaupt zum Fußball gekommen bin, war gar nicht so offensichtlich, da ich in einer vollkommen Fußballfreien Umgebung groß geworden bin. Vielleicht war es eine Art kleine Rebellion. Genau kann ich das nicht sagen. Über die Jahre hat sich dann großes Interesse und ja, auch Liebe, daraus entwickelt.

 

Zed: Wie hat es dich schlussendlich zum Wiener Sport-Club verschlagen?

Salemir: Ich bin in der Nähe von St. Pölten aufgewachsen. Und hatte vorerst keinen Bezug zum Sportclub. Durch eine Freundin bin ich dann mal auf den Platz gekommen und das hat sich wiederholt. Als ich dann nach vor ca. 5 Jahren nach Wien gezogen bin, war es die logische Konsequenz, hierher zu gehen. So richtig mit Saisonkarte. In Summe, mit den Jahren der unregelmäßigen Besuche, gehe ich schon zwölf Jahre auf den Platz.

 

Zed: Gerade die letzten fünf Jahre waren nicht unbedingt sportlich erfolgreich. War da nie die Gefahr, dass du das Interesse verlierst?

Salemir: Nein, die Gefahr bestand nicht. Es ist allerdings natürlich ärgerlich, dass es die letzten Jahre einfach nicht gut läuft. Vor allem die letzten drei Jahre wurde die Mannschaft immer wieder umgekrempelt, mit der Erwartung, dass endlich die deutliche Verbesserung eintrifft. Auch wenn hier ohne Zweifel wirklich talentierte Spieler auf dem Rasen waren, finde ich es unrealistisch mit etlichen neuen Stammspielern in so kurzer Zeit richtig Meter zu machen. Das geht sich einfach nicht aus.

 

Zed: Ich interpretiere das als Kritik zur mangelnden Kontinuität. Siehst du das als grundsätzliches Problem im Verein? Die Stimmung ist ja aufgrund der familiären Atmosphäre was man so hört immer sehr gut. Kann das deiner Meinung nach auch ein Nachteil sein?

Salemir: Ja, absolut. Ich schätze natürlich diese familiäre Atmosphäre und bin sehr froh, dass es diese gibt und auch miteinander gelebt wird. Im sportlichen Bereich sehe ich das nicht mehr so intensiv. Der Fokus auf Eigenbauspieler ging die letzten Jahre zurück, was sicherlich auch mit den diversen Akademien zusammenhängt. Ich finde es schade, dass man eher einen neuen Spieler holt, als ein vielversprechendes Talent aus dem Eigenbau hochzieht. Aber diesbezüglich soll sich ja angeblich was ändern, was mich sehr freuen würde.

 

Zed: Da wir gerade bei der familiären Atmosphäre sind…wie beurteilst du die neuerliche Verpflichtung von Philip Dimov? Auch hier gehen die Meinungen nämlich auseinander. Ich kenne Philip von einigen Interviews und schätze ihn als sehr sympathischen Menschen und als Spieler, der mit den Prinzipien des Vereins konform geht. Sprich vom menschlichen Aspekt eine sehr wertvolle Verpflichtung. Wie ist aber von der sportlichen Seite? Bevor er zu Traiskirchen gegangen ist, war seine Leistung ziemlich durchwachsen. Seine Wunschposition wäre ja vor der Abwehrreihe als 6er zu spielen, obwohl er, meiner Meinung nach, als Innenverteidiger wertvoller ist.

Salemir: Im Bezug auf Philip Dimov bin ich schon sehr gespannt. Ich bin davon überzeugt, dass er mit seiner Routine und seine langjährige Karriere in Dornbach ein sehr gutes Standing innerhalb der Mannschaft haben wird, auch wenn schon viele neue Spieler hier sind, die ihn vielleicht nicht kennen. Er hat auf jeden Fall die Qualität um im defensiven Bereich mehr Stabilität zu erzeugen. Ich sehe ihn jetzt auch nicht als den kreativsten Spieler, aber in Kombination mit Mirza Berkovic kann sich hier eine gute Schnittstelle ergeben, da sich die beiden schon lange kennen.

 

Zed: Wo hast du in der letzten Saison die größten Schwächen bei der Mannschaft gesehen?

Salemir: Wie haben letzte Saison tonnenweise Tore kassiert. Vor allem im Herbst. Das war aber schon die letzten Jahre so, dass die erste Saisonhälfte die Defensive unsere große Baustelle war. Zusätzlich hat es uns nicht in die Karten gespielt, dass der Darijo Pecirep noch nicht völlig auskuriert war und der Johannes Mansbart ein Formtief gehabt hat. Es wäre eine Illusion zu glauben, dass man ohne den beiden ein Tor nach dem anderen schießt. Genauso waren unsere Flügelspieler nicht in Topform. Da wird es dann einfach schwierig.

Ich bin positiv gestimmt und hoffe, dass für die kommende Saison die vielen großen Baustellen auf ein paar kleine reduziert werden können und wir zumindest um einen Platz im Mittelfeld mitspielen können. Genauso hoffe ich, dass für die nächste Spielzeit die Kooperation mit der VSC aufgeht und endlich Früchte abwirft. Es war jetzt ein Jahr lang Zeit, sich einzufinden, aber jetzt muss sich hier etwas Positives zeigen.

 

Zed: Eine gute Überleitung zum nächsten Thema: Rückführung. War das für dich auch so wichtig wie für die meisten anderen in der Fangemeinde? Es wurde die Kooperation mit der VSC ja sehr kritisch betrachtet. Wie siehst du das?

Salemir: Zum Thema Rückführung…ich bin ein 85er Jahrgang und da mein Interesse für den Fußball sich erst recht spät entwickelt hat, hatte ich den „alten“ WSC kaum spielen sehen, zumindest live nicht. Ich bin erst zu „K-Zeiten“ nach Dornbach gekommen und habe daher die komplette Geschichte nicht in der gleichen Intensität wie andere Anhänger mitbekommen. Ich weiß aber natürlich, dass die Rückführung den meisten hier ein großes Anliegen war und sehe diese aus diesem Grund auch als extrem positiv.

Zum Thema VSC…es hat immer geheißen wir brauchen eine Veränderung und neue, starke Partner. Es wurden nie Alternativen zur VSC präsentiert. Jetzt zu schreien, dass alles schlecht sei, mag legitim sein oder nicht. Es ist natürlich schwer im Nachhinein zu sagen, dass es ohne der VSC besser gelaufen wäre. Das sind Spekulationen und immer nur hinhauen geht auch nicht. Wer hätte sonst kommen sollen? Ich glaube einfach, dass wir zu wenig Einblick in diese Thematik haben um ein fundiertes Urteil abgeben zu können.

 

Zed: Du hast vorhin schon Darijo Pecirep erwähnt. Ihn werden wir wohl nicht halten können (Anm. Darijo hat dann tatsächlich zwei Wochen später beim SV Ried unterschrieben). Siehst du einen Spieler im aktuellen Team, der das Loch füllen wird können?

Salemir: Ich bin der absoluten Überzeugung, dass der Johannes Mansbart die Qualität dazu hat. Das hat er uns in der vorletzten Saison bewiesen. Er alleine wird es aber auch nicht richten können. Ich glaube, dass er ein Counterpart benötigt. Mit Darijo Pecirep hat er diesen nur bedingt gehabt. Zum Ende der Saison hat es ganz gut funktioniert, trotzdem trafen hier zwei verschiedene Spielstile aufeinander. Aus diesem Grund werden wir wohl um eine weitere starke Verpflichtung im Sturm nicht herumkommen.

 

Zed: Thema Stadionsanierung. Wie stehst du zu den aktuellen Plänen? Hast du Sorge, dass man nun ein weiteres Mal um die Förderung ansuchen müssen?

Salemir: Ich finde es schade, dass man nun eine zweite Runde gehen muss. Es wird aber sicherlich entsprechende Gründe dafür geben. Ein kompletter Neubau bzw. eine komplette Sanierung in Beibehaltung des Stils wäre sicher die elegantere Lösung gewesen. Das ist aber verständlicher Weise eine Frage des Geldes und das haben wir nicht. Bevor man sich dann aber ganz verkauft, wie mit Umbenennung des Platzes o.ä., ist es mir lieber man stellt eine gescheite neue Haupttribüne auf mit allem was man sonst noch benötigt, wie Spielerkabinen, Office Räumlichkeiten etc. In Zukunft freue ich auf ein Dach über der Friedhofstribüne.

 

Zed: Wie siehst du die sportliche Zukunft des WSC? Wünschst du dir einen Verbleib in der Regionalliga, wo man in einem halbwegs sicheren Rahmen agieren kann oder liebäugelst du mit einem Aufstieg in die nächste Liga?

Salemir: Die oberste Prämisse ist für mich die Sicherheit für den Verein. Natürlich würde ich mir wünschen, dass wir mal Auswährtsfahrten nach Tirol machen können. Aber eben nur dann, wenn man finanziell auf sicheren Beinen steht.

 

Zed: Wie siehst du die Reformierung der Bundesliga und der neuen zweiten Liga? Stellt die, auch für den WSC, einen Anreiz da?

Salemir: Soweit ich das in Erinnerung habe, war die Argumentationslinie die, dass die Kapazitäten für zwei professionelle Ligen fehlen. Ich kenne mich da zu wenig aus und habe mich damit nicht im Detail beschäftigt und kann deswegen kein Urteil abgeben. Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass man sich dabei etwas gedacht hat und nicht nur den rein finanziellen Aspekt als Beweggrund genommen hat. Ich persönlich finde eine 16er Liga interessanter als eine 10er Liga in der man viermal gegen das gleiche Team spielt. Das ist zu langweilig. So gesehen, kann das natürlich auch ein interessantes Umfeld für den Sportclub sein.

 

Zed: Wie siehst du die Entwicklung in der/n Regionalliga(en)? Es scheint sich mehr und mehr eine zwei Klassen Gesellschaft zu entwickeln. Genauso wird der Reiz immer weniger, da man obwohl man auf einen Abstiegsplatz landet, dennoch in der Liga verbleiben darf. Siehe Beispiel Schwechat.

Salemir: Also sportlich verkommt die Regionalliga zur Farce. Man steigt nicht ab. Das letzte Jahr musste der Meister gezwungener Maßen absteigen. Das ist einfach lächerlich. Hier müssen sich die Verbände unbedingt etwas überlegen, damit nicht nur die Zuschauer, sondern auch die Mannschaften nicht das Interesse verlieren.

 

Zed: Stichwort Vienna…wie stehst du zu der Geschichte, die sich letzte Saison zugetragen hat?

Salemir: Es ist nun einmal so, dass sich die Vienna darum bemüht hat, dass der Passus bezüglich Zwangsabstieg bei Insolvenz eingeführt wird. Ich verstehe zwar die Argumentationslinie der Vereinsführung, dass man der wirtschaftlichen Grundlage beraubt wird. Das kann ich nachvollziehen. Es war meiner Meinung nach taktisch sehr unklug, durch alle Instanzen zu gehen. Das man sich hier keine Freunde bei den Verbänden macht war klar. Vielleicht war es dann auch eine Art Trotzreaktion vom Verband, dass man die Vienna gleich in die 2. Landesliga geschickt hat, aber das war irgendwie vorherzusehen.

 

Zed: Was sind deine Wünsche bzw. Erwartungen für die kommende Saison?

Salemir: Naja, mein Wunsch wäre der Meistertitel ohne Niederlage (lacht), aber das ist wohl nicht realistisch. Ich glaube aber, dass ohne große Baustellen Platz 7 bis 10 möglich ist. Alles was besser ist, wäre eine Draufgabe. Alles darunter wäre in meinen Augen ein wiederholtes sportliches Versagen. Nennen wir das Kind beim Namen.

 

Zed: Was hältst du von Norbert Schweitzer? Hattest du Gelegenheit ein paar Worte mit ihm zu wechseln?

Salemir: Ich habe in mal im Flag getroffen. Er war äußerst sympathisch, was einem noch keine Schlüsse auf die Qualitäten als Trainer ziehen lässt. Ich bin davon überzeugt, dass er Trainerqualitäten hat, denn ansonsten hätte er nicht unter Trainergrößen in Österreich gearbeitet. Richtig beurteilen kann ich es aber nicht, da ich bisher bei keiner Trainingseinheit war.

 

Zed: Also richtig, dass man mit ihm den Vertrag verlängert hat?

Salemir: Ich bin grundsätzlich dafür, dass man einem Trainer zumindest ein komplettes Jahr Zeit geben muss. So gesehen ja, war es richtig. Vor allem bin ich aber froh, dass der ganze Zirkus rund um die Verlängerung vorbei ist. Dieses ganz hin und her ist nicht die feine englische Art.

 

Zed: Was hältst du grundsätzlich von der Idee, einmal einen bekannteren Trainer zu holen? Es waren in den letzten Jahren immer wieder mal Namen in den Medien, wie Didi Kühbauer, Roman Mählich usw.

Salemir: Ich glaube schon, dass ein Didi Kühbauer eine Mannschaft weiterbringen kann und auch in der Regionalliga mit einer Mannschaft was erreichen kann. Gerade ich Sachen Motivation ist er sicher sehr gut. Genauso bin ich der Überzeugung, dass besonders junge Spieler viel mitnehmen könnten. Für notwendig halte ich es aber nicht, glaube aber trotzdem, dass es in der Regionalliga einen extra Motivationsschub bringen könnte.

 

Zed: Möchtest du zum Schluss der WSC-Gemeinde noch etwas Bestimmtes mitteilen?

Salemir: Ja, denn ich finde es schade, dass man in der letzten Zeit auch bei Derbys keine „Singin‘-Area“ zusammen bekommt. Da müssen wir uns selber überdenken, den wir gehen trotzdem noch zum Fußball. Ich finde es toll, dass sich alle so gut verstehen, aber ich würde mir mehr spielbezogene Emotionen wünschen als private. Ansonsten bin ich froh, beim Sportclub zu sein und genieße es!

 

Zed: Salemir, vielen Dank für das Interview!

 

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