„Jährlich grüßt das Frustgespenst“

oder „Bill Murray in Dornbach“

 

Als ich gestern Abend nach der Niederlage gegen Neusiedl nach Hause kam, war meine Stimmung richtig mies. Mit dieser wollte ich nicht einschlafen und ich zwang mich dazu, noch etwas wach zu bleiben. Ich nahm mir mein Buch und begann zu lesen, doch irgendwann überkam mich dann doch die Müdigkeit und ich schlief ein. Ich träumte und davon will ich euch erzählen:

 

Alles begann, dass ich wieder aufwachte. Es war morgen und ich war nicht ich, sondern Bill Murray. Im Traum war das aber irgendwie normal und nicht komisch. Die Welt war grau in grau, trüb und regnerisch. Selten zeigte sich die Sonne. Ich lebte mein Leben als Bill Murray in meiner gewohnten Umgebung und ging auch jeden Freitag zum Wiener Sportklub. Doch auch im Traum war es mir nicht vergönnt Siege meines Teams zu feiern. Jeden Freitag ging ich zum Sportclubplatz und immer ging betrübt ob der Niederlage nach Hause. Am Ende der Saison kam es auf das letzte Spiel an. Mit einem Punktegewinn konnte man die Liga halten. Und es gelang wirklich diesen einen so wichtigen Punkt zu holen und der Abstieg konnte abgewendet werden. Die Freude war natürlich groß und die Welt in meinem Traum begann sich aufzuhellen. Die Sonne und gleichzeitig Hoffnung kämpften sich durch. Nächste Saison wird alles besser laufen und tatsächlich wurde in der Pause bis zur nächsten Saison davon gesprochen, das Team so umzuformen, dass wir im kommenden Jahr mit Sicherheit unter den Top 10 landen würden. Die Sorgenreiche Zeit sei vorüber hieß es und ich, als Bill Murray, freute mich. Doch als ich mich am Abend vor dem ersten Match der neuen Spielzeit ins Bett legte und ich mich so richtig darauf freute am nächsten Morgen aufzustehen um dann endlich die neue, erfolg- und siegreiche Mannschaft des Wiener Sportklub zu sehen, passierte etwas merkwürdiges. Ich träumte in meinem Traum von meinem Traum und als ich aufwachte, war ich wieder an den Tag zurück versetzt an dem die letzte Saison begann. Ich konnte es nicht glauben, denn Bill Murray spielte in so einem Film mit, in dem so etwas ähnliches passierte und ich dachte mir, dass ich, als Bill Murray doch nie so etwas real erleben würde. Doch ich musste die letzte Saison noch einmal durchleben. Wieder und immer wieder. Jedes Jahr das Selbe. Immer im letzten Spiel wurde der Abstieg verhindert und obwohl ich wusste, dass wir es eh schaffen würden, war ich immer total aufgewühlt und verzweifelte die ganze Saison über. Der Frust war groß und jede Saison die ich erlebte wurde er stärker. Ich versuchte, aus diesem Teufelskreis auszubrechen und probierte die Geschehnisse zu beeinflussen, doch nichts half. Zahlreiche Trainer wurden angeheuert, doch keiner schaffte es die Durststrecke zu durchbrechen.

 

In einem Jahr gewann ich sogar 72,7 Millionen Euro und dachte mir, dass es jetzt klappen wird. Mit dem Abstieg werden wir nichts zu tun haben. Wir kauften die unglaublichsten Spieler und holten den besten Trainer. Bauten den Sportclubplatz um. Renovierten alles nach gemeinsamen Vorstellungen. Super Rasen, spitzen Licht und mächtiger Ton. Sämtliche Schulden wurden bezahlt und die Rückführung klappte innerhalb von einer Woche. Doch auch das half nichts. Wieder mussten wir bis zum letzten Spiel zittern und schafften es wieder erst in letzter Sekunde.

 

Es muss dann so die 42zigste Saison gewesen sein, die ich erlebte und ich war mit meinem Latein am Ende. Ich hatte alles probiert. Sogar den Spielen bin ich fern geblieben, weggezogen bin ich auch, doch ich kam aus der Dauerschleife nicht hinaus. Und dann…nach 42 Saisonen passierte etwas. Einfach so…ohne bestimmten Grund. Oder doch? Das  letzte Jahr hatte ich nicht mehr versucht krampfhaft etwas zu ändern, denn ich wusste, dass es nun mal so ist wie es ist. Ich konnte es nicht beeinflussen. Ich musste den Tatsachen ins Auge blicken und sie akzeptieren. Und an dem Abend vor dem Beginn der letzten Saison da wusste ich einfach, dass die kommende Meisterschaft besser laufen würde. Und ich wusste auch, dass ich diesmal tatsächlich an dem neuen, richtigen Morgen aufwachen würde und ich freute mich darauf. Beruhigt und erleichtert legte ich mich ins Bett und schlief ein und als der Wecker läutete war es nicht grau in grau wie die letzten Jahre sondern die Sonne schien und ich wusste, dass es endlich vorbei war. Der neue Tag, auf den ich 42 Saisonen lang gewartet hatte war endlich da. Ich fuhr nach Dornbach und als ich Stellung an einem gewohnten Platz bezog trabte die aktuelle Mannschaft auf das Spielfeld. Und das Spiel begann auch wirklich gut. Bis zur Pause gingen wir mit 2:0 in Führung. Der Bann schien gebrochen. Doch der Gegner schlug zurück und wir mussten uns mit einem Remis begnügen. Irgendwie konnte ich es nicht glauben. Sollte es diese Saison nicht besser werden? Sollten wir diese Saison nicht alle Spiele gewinnen? Sollten wir diese Saison nicht nach 20 Runden den Meistertitel fixiert haben?

Auch in der nächsten Runde konnte der Sportklub nicht gewinnen. Das Spiel ging verloren und auch das Spiel in der Runde darauf……

 

In diesem Moment wachte ich auf und da war der Ärger von gestern Abend verflogen. Ja, ich hatte mir gewünscht, dass es diese Saison besser laufen würde. Doch was ist bis jetzt passiert? Drei Runden sind gespielt. Wir sind noch lange nicht am Ende der Meisterschaft angelangt. Es steht ein neu formiertes Team auf dem Platz. Da kann man sich nicht erwarten, dass man einen Sieg nach dem anderen einfährt.

 

Ich habe mir nun folgendes Ziel gesetzt. Bis Runde 10 werde ich mich nicht mehr ärgern, wenn wir verlieren. Jeden Punkt, den wir einfahren werde ich bejubeln. Die Ansätze sind da und ich will den Jungs auch die Zeit geben, sich in Ihre neue Aufgabe, die sicherlich nicht leicht zu bewältigen ist da die Erwartungen groß sind, einzufinden.

 

Was sollte sonst passieren? Christoph Jank feuern und die ganze Mannschaft suspendieren? Wohl eher nicht….gut Ding braucht eben Weile. Und außerdem….den Abstieg haben wir noch immer abgewendet. Darin sind wir Profis und das wird uns auch wieder gelingen.

 

Als unverbesserlicher und sicherlich auch naiver Optimist, bin ich mir sicher, dass es diese Saison besser laufen wird, denn ändern können wir es eh nicht.

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Kommentare: 1
  • #1

    Fuzzy (Freitag, 26 August 2016 12:54)

    :-), sehr nett geschrieben