Zed at West Ham United

Zu Besuch bei den "Hammers"

Wie ich schon berichtet habe, verweilte ich vor kurzem für ein verlängertes Wochenende in London. Diese Reise war ein Geschenk für meine Frau zu ihrem, ich schreibe es lieber nicht, sagen wir, es war der zweite 29te Geburtstag. Familie und Freunde legten zusammen und finanzierten somit dieses Event.

 

Natürlich waren die Wünsche meiner Frau im Vordergrund, aber London steht auch für Fußball. FC Arsenal, Tottenham Hotspur, FC Chelsea, Crystal Palace, FC Fulham, Queens Park Rangers, West Ham United sowie Carlton, Leyton Orient und Millwall sind noch nicht mal alle Vereine dieser Stadt.

 

Ich musste das taktisch angehen und den Besuch gut verkaufen. Am einfachsten war es bei West Ham United. Ich hatte zwei schlagkräftige Argumente für eine Fahrt nach Upton Park.

 

Locken konnte ich sie mit dem Namen des Stadions. Boleyn Ground. Dieser ist auf Anne Boleyn, die zweite Ehefrau von Heinrich VIII zurückzuführen. Meine Frau hat eine umfassende Arbeit über Heinrich den VIII geschrieben und ein wichtiger Part davon waren natürlich seine Ehefrauen. Anne Boleyn war unter anderem dafür verantwortlich, dass die erste Ehe Heinrichs mit Katharina von Aragon geschieden wurde und hatte auch erheblichen Einfluss darauf, dass sich Heinrich vom Papst distanzierte und die anglikanische Kirche entstehen ließ. Eine Zeit lang ging die Ehe gut, doch auch Anne konnte dem König keinen männlichen Erben schenken. Aus diesem Grund distanzierte sich Heinrich von Anne zusehends. Anne wurde des Ehebruchs und Hochverrats beschuldigt und verhaftet. Für Sie selbst kam dies recht überraschend. Die Vorwürfe konnte nie bewiesen werden und auch Anne Boleyn selbst legte nie ein Geständnis ab. Am 19. Mai 1536 wurde sie im Tower of London enthauptet.

 

Das Land, auf dem heute das Stadion steht, gehörte früher zu den Besitztümern von Anne Boleyn. Bevor es errichtet wurde befand sich dort eine Schule und aufgrund des Bezugs zu Anne Boleyn wurde das Gebäude damals auch „Boleyn Castle“ genannt. Eben dieses wurde im Vereinswappen verewigt. Heute fasst das Stadion 35.345 Sitzplätze.

 

Mit dieser Geschichte und den historischen Fakten, war meine Frau einem Besuch nicht mehr abgeneigt.

 

Das zweite Argument bedarf keiner langen Schilderungen. Dave Grohl, Mastermind der Foo Fighters ist Anhänger von West Ham United. Da meine Frau glühender Foo Fighters Fan ist, so wie ich, war das mein Ass im Ärmel. Die Sache war besiegelt.

 

West Ham United wurde 1895 als  „Thames Ironworks FC“ vom Werfteigentümern Arnold Hills und de, Vorarbeiter Dave Taylor gegründet.  1900 wurde der Verein in eine Gesellschaft umgewandelt und im Zuge dessen in West Ham United umbenannt. Der Klub wird auch an Anlehnung ihres Ursprungs (die Werft „Thames Ironworks and Shipbuilding and Engineering Co. Ltd.) „The Hammers“ oder „The Irons“ genannt.  1923 konnte West Ham das erste Mal in die höchste Spielklasse aufsteigen. Obwohl die Hammers noch die den englischen Meistertitel gewinnen konnten, kann man dennoch auf einige Erfolge zurückblicken. Dreimal konnte der FA Cup gewonnen werden und 1965 sogar den Titel im Europapokal der Pokalsieger gewinnen. Damals konnte West Ham United einen 2:0  Erfolg über TSV 1860 München feiern. Elf Jahre später stand das Team noch einmal im Finale desselben Bewerbs verlor aber gegen RSC Anderlecht mit 2:4.

 

West Ham gilt als Talentschmiede im englischen Fußball und wird deshalb auch als „The Academy of Football“ bezeichnet. Viele bekannte Spieler wie z.B. Frank Lampard, Rio Ferdinand, Jermain Defoe oder Joe Cole wurden dort ausgebildet.

Das Aushängeschild bzw. der Held von West Ham United ist Bobby Moore. Jedem ist er ein Begriff. Über zehn Jahre war ein Kapitän bei West Ham United und Bobby Moore führte England als Kapitän 1966 zum Weltmeistertitel. Er ist mit 646 Pflichtspieleinsätzen für West Ham zwar „nur“ dritter in dieser Statistik, aber es unterstreicht die Wichtigkeit seiner Person während seiner Zeit von den Hammers zwischen 1958 bis 1974. Weitere bekannte Spieler der Irons sind Geoff Hurst, Frank Lampard Sr., Stuart Pearce und auch Emanuel Pogatetz in der Abwehr. Im Mittelfeld waren auch schon Martin Peters, Paul Ince, Michael Carrick, Harry Redknapp und auch Javier Mascherano zu bewundern. Im Sturm liefen neben Geoff Hurst, andere Kaliber wie Robbie Keane, Bobby Zamora, Craig Bellamy, Davor Suker und auch Carlos Tevez auf. Man könnte diese Aufzählung noch lange weiter führen, aber das würde den Rahmen sprengen.

 

Etwas amüsant liest sich das Who is Who der Anhängerschaft der Hammers. Neben Dave Grohl, teilen bzw. teilten auch Rod Stewart, Alfred Hitchcock, John Cleese, Steve Harris von Iron Maiden, Matt Damon, angeblich auch Barack Obama und selbst Queen Elizabeth I. die gleiche Leidenschaft.

 

Eine etwas weniger schöne Seite von West Ham United sieht bei Duellen mit den Erzrivalen FC Millwall. Die Hooligan Gruppierung der Hammers, Inter City Firm, diente auch als Vorlage für den Film „Hooligans“. Beim letzten Aufeinandertreffen der beiden Teams im Ligapokalspiel im August 2009 kam es zu schweren Ausschreitungen.

 

Derzeit liegt West Ham United noch gut im Rennen für einen Qualifikationsplatz für die Europa League. Nach dreiundzwanzig Spieltagen liegt man mit 36 Punkten an 6. Stelle, nur einen Punkt hinter Manchester United auf dem 5. Platz, der einen zur Teilnahme an der Europa League berechtigt.

 

Für die Irons wird es die letzte Saison am Boleyn Ground sein. Mit Anfang der neuen Saison wird das Team in das Londoner Olympiastadion umziehen. 2010 konnten sich Teams für die Nutzung des Stadions bewerben und West Ham erhielt eine Jahr später, 2011, den Zuschlag. Aufgrund der neuen Spielstätte, wird auch das Logo des Vereins angepasst, auf welchem momentan noch die Türme von Boleyn Castle zu sehen sind.

 

Grund genug für mich, meine Kreditkarte im Fan Shop zum glühen zu bringen. Neben einem Trikot dürfen natürlich ein Kaffeebecher („Farewell Boleyn“ Ausgabe) und auch ein Wimpel nicht fehlen.

 

Leider gab es an diesem Wochenende kein Spiel zu besuchen, aber wer weiß, vielleicht schaffe ich es mal, nachdem der Umzug ins Olympiastadion erledigt ist.

 

Farewell West Ham United, farewell Boleyn Ground

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Oz (Dienstag, 26 Januar 2016 20:38)

    Come on you irons!